ZEITGEFÜHL
Magazin für hochwertige
Mechanikuhren
Kein Designerlabel, keine synthetische Marke irgendeiner Versandhauskette, keine Marke, die sich die Werbeabteilung irgendeines Großkonzerns ausgedacht hat — sondern da sind einfache, fleißige Uhrmacher am Werk.
Hinweis: Dieser Beitrag lehnt sich an das achtseitige Kapitel über Jacques Etoile in meinem ZEITGEFÜHL-Uhrenbuch an.
Als ich diesen Beitrag über die Uhrenmarke Jacques Etoile zu schreiben begann, da habe ich mich als erstes gefragt, was hierbei das Wichtigste ist: Was ist die zentrale Thematik bei genau diesem Hersteller? Mir sind dann nacheinander die Uhrenmodelle in den Sinn gekommen, die ich bereits gesehen hatte — ihr Aussehen, ihre Technik, ihre gesamte Erscheinung. Aber ist es das, worum es hauptsächlich geht? Anscheinend nicht — anscheinend steckt noch etwas anderes hinter all dem. Aber was? Offenbar geht es nicht um Designstil, nicht um uhrentechnische Finessen, und auch nicht um geschicktes Marketing. Es sind nicht einmal die speziellen Eigenschaften der Uhren, um die es geht. Aber was ist der Dreh- und Angelpunkt, wenn ich mich gerade mit Uhren dieses Herstellers näher beschäftige? Was interessiert mich an ihnen am meisten?
Dann fiel mir auf, daß ein weiterer Aspekt jener ist, den ich im Untertitel angesprochen habe: Daß es sich ursprünglich um ein Uhren-Geschäft handelt. Und es keimte eine weitere Frage in mir auf: Warum und wie hat gerade die Familie Jakob es geschafft, innerhalb dieser paar Jahre eine echte Marke auf die Beine zu stellen? Was ist hier der entscheidende Auslöser? Denn: Wie viele Uhrengeschäfte haben es denn jemals geschafft, eine eigene, und noch dazu konkurrenzfähige Uhren-Marke aufzubauen? Warum so wenige? Aber warum dann gerade dieses Geschäft?
Während diese Fragen in mir arbeiteten, richteten sie sich nach und nach auch auf mein eigenes Uhreninteresse. Was ist eigentlich die Wurzel davon? Warum interessieren mich gerade Uhren? Und: Was ist das ZEITGEFÜHL? Was macht das ZEITGEFÜHL aus im Vergleich etwa zu den am Kiosk erhältlichen Uhrenmagazinen?
Soviel ist mir schon seit langem klar: Es ist nicht die Technik allein. Ich bin kein Tüftler, kein Bastler, kein Schrauber, kein Technikfreak, keiner, der auf Uhrenbörsen nach Ersatzteilen sucht. Mich fasziniert an den Uhren, daß sich ganz konkret spüren läßt, wie Menschen eine authentische Leistung erbringen — eine Leistung, die nicht aus Profitgier, nicht aus Eitelkeit und nicht aus Kommerzdenken entspringt, sondern die von Herzen kommt und die genau deshalb etwas Reales, Greifbares und Spürbares ist — die einfach schön ist und jedem, der sich mit ihr auseinandersetzt, gut tut.
Jacques Etoile Venus 175 Appliqué
Ja, genau, das ist es! Gute Uhren kommen stets von Herzen, und es haben gerade die Unternehmen Erfolg, die sich auf diese Weise einbringen. Klingt das naiv? Vielleicht. Aber es ist wahr.
Hier haben wir kein Designerlabel vor uns, keine synthetische Marke irgendeiner Versandhauskette, keine Marke, die sich die Werbeabteilung irgendeines Großkonzerns ausgedacht hat — sondern da sind einfache, fleißige Uhrmacher am Werk. (Zwar muß man sich recht weit in den Süden, ins badische Lörrach, fast bis an die Schweizer Grenze begeben — aber wir sind immer noch in Deutschland, man glaubt es kaum!)
Welche Kraft also hat Vater und Sohn Jakob, und alle, die noch dabei beteiligt sind, dazu befähigt, aus einem einfachen Geschäft eine gediegene Uhrenmarke zu zimmern? Das hat etwas mit Liebe zu tun. Diese Uhren kommen von Herzen. Und das ist der zentrale Aspekt, nach dem ich zu Beginn meiner Überlegungen gesucht hatte und den ich zuerst nicht hatte finden können. (So ist es mit dem Herzen — es wird leicht beiseitegeschoben vor lauter scheinbar wichtigeren Augenmerken.)
Nachdem mir die Quelle klargeworden war, aus der eine echte Uhrenleidenschaft gespeist wird, fiel alles sofort an seinen richtigen Platz. Aus dieser Uhrenleidenschaft ergibt sich alles ganz organisch und stimmig. Nein — ich behaupte hier nicht, man käme dann leichter zum Erfolg! Aber wenn Freude und innere Genugtuung bei der Sache dabei sind, lohnt sich jeder Schritt, auch wenn er mit hohem Aufwand verbunden ist. Aber es ist dann kein Kampf, kein selbstzerstörerisches Streben, sondern es bereichert, und gerade diese Art von Einsatz und Leistung bereichert.
Mir ist übrigens völlig klar, daß die meisten, die das hier lesen, nicht verstehen werden, was ich damit meine. Denn im Alltag, und vor allem im Arbeitsalltag der allermeisten, sieht es ganz, ganz anders aus: Von Liebe und vom Herzen ist da nicht die Rede, dafür aber umso mehr von Kampf, von Konflikten, von Unwilligkeit und von frustrierendem Selbstzwang. Aber ich bleibe dabei, was ich gesagt habe. Mir ist völlig klar, was die meisten denken werden: "Was ist das schon für eine Möchtegern-Marke! Wer kauft denn schon solche Uhren, wo es doch längst Rolex, Omega und Breitling gibt? Dagegen werden die doch nie eine echte Chance haben, mit so einer unbekannten Uhrenlinie!"
Ja, wenn sie aber doch Erfolg haben? Wenn sie doch überleben? Und wenn sie nicht nur überleben, sondern auch noch beginnen zu blühen und zu expandieren? Was ist dann mit den Spöttern, den herablassenden Skeptikern? Wie werden die sich dann fühlen? Und was wird dann aus ihren Prämissen, aus ihrer kritischen Lebenseinstellung?
Jacques Etoile Tricompax
Genau deshalb geht es hier auch um einiges. Nicht nur, daß die mechanische Uhr mit ihrem unbezweifelbar grandiosen Comeback alle die widerlegt hat, die dachten, es ginge immer noch mehr bergab mit den echten Werten in dieser Welt — auch die Ehrlichkeit und das ehrliche Streben nach einer guten Art von Arbeit und Selbstausdruck wird sich durchsetzen. Bergab wird es mit den anderen gehen, denen nämlich, die das nicht begreifen können.
Nochmals die Grundfrage:
Ehrlichkeit als Basis, kann es das überhaupt noch geben, ist das nicht naiv?
Es gibt bereits mehrere Erfolgsgeschichten, die das beantworten. Qualität plus Ehrlichkeit, das haben sich bereits
Chronoswiss,
Rainer BrandGlashütte Original,
Nomos und
Temption
aufs Panier geschrieben. Und diese Hersteller sind voll dabei, ihren Weg zu machen. Jacques Etoile wird ebenfalls seinen Weg machen, eben weil ehrliche Qualität, weil ein realer Gegenwert fürs Geld geboten wird.
Im Jahre 2001 feierte Jacques Etoile nicht nur sein 5-jähriges Firmenjubiläum, sondern Horst Jakob konnte außerdem sein 50-jähriges Meisterjubiläum begehen. Während der Vater eher im stillen Hintergrund an der Technik und den Modellen arbeitet, pflegt sein Sohn Klaus die Außenbeziehungen, darunter Geschäfts- und Kundenkontakte sowie Messeauftritte. Bemerkenswert ist das gute Zusammenspiel der beiden — die familiäre Harmonie bildet ganz sicher eine entscheidende Grundlage für den soliden, ruhigen und vertrauenserweckenden Auftritt der Firma nach außen.
So, wie hier Vater und Sohn gemeinsam an einem Strang ziehen, hätten es wohl auch viele anderen Uhrenhersteller und Uhrengeschäfte gerne — bekanntlich ist die Gefahr aber groß, daß sich die Generationen in gegenseitigen Machtkämpfen aufreiben und verfeinden. Die Väter tun sich schwer, Richtlinienkompetenz und Verantwortung abzugeben, die Zeiten ändern sich rapide und die Denkweisen klaffen immer mehr auseinander. Bei Jacques Etoile darf jedoch der Sohn Chef sein und das Unternehmen in der Öffentlichkeit repräsentieren, aber man muß immer sehen, daß so etwas nur gehen kann, wenn der Vater stille Größe zeigt und dem Jüngeren seine volle Rückendeckung gibt.
Nicht zu vergessen die türkische Ehefrau von Klaus Jakob, deren Name Yildiz (deutsch: Stern, französisch: Etoile) zur Namensgebung der Marke beitrug.
Jacques Etoile Cosmopolitain
Nachdem man mit den zwei Produktlinien Imperial und Racing begonnen hatte — das waren Chronographen mit dem ETA-Standardwerk Valjoux 7750 — konnte sich Klaus Jakob eine Handvoll schöner, alter Valjoux-Schaltrad- Chronographenwerke sichern, die in die Reihe Silverstone eingebaut wurden. Die Verkaufszahlen stiegen, als das Modell Plongeur erschien, eine preisgünstige Taucheruhr mit Massivband für knapp 700 Mark.
1997 zeigten sich auf der Uhren- und Schmuckmesse in Basel japanische Journalisten an den Uhren interessiert, worauf Anfang 1999 eine Einladung nach Japan folgte. Obwohl Klaus Jakob eher mit einleitenden Gesprächen gerechnet hatte, gab es dort gleich Bestellungen in stattlichem Umfang.
Dieser Erfolg ermöglichte es, das Uhrenprogramm beträchtlich auszubauen und aufzuwerten. Ein wichtiger Bestandteil der Firmenphilosophie ist es seitdem, mechanische Spezialitäten anzubieten, die über die gewohnten Massenstandards hinausgehen. Dazu gehören seltene oder ungewöhnliche Werke wie das historische Schaltradkaliber Venus 175
Jacques Etoile Estes Parc
(siehe das in der rechteckigen Estes Parc eingesetzte Formwerk von Jaquet Baume, das bewährte Unitas Kaliber 6498, das ungewöhnliche Unitas-Werk 6300 mit echter Zentralsekunde oder das von Progress bezogene
Tourbillon-Werk.
Ein Werk wie das Unitas 6498 wird durch Änderung der Räderwerkbrücke auf ein Klobenwerk modifiziert, mit einem handgravierten Unruhkloben versehen und feinst finissiert. Die vergoldete Schraubenunruh und die Schwanenhals-Feinregulierung sorgen für exzellente Gangergebnisse.
Selbst wenn ein so weitverbreitetes und bekanntes Werk wie das ETA-Valjoux Kaliber 7750 zum Einsatz kommt, gibt es, im Gegensatz zu den meisten anderen Herstellern, einen zusätzlichen Umbauaufwand, um die harmonischere Tricompax-Anordnung der Totalisatoren bieten zu können oder, wie beim Modell Grand Guichet, eine augenblicklich schaltende Großdatumsanzeige zu erzielen. Neben einer sehr sorgfältigen Regulierung wird dieses Werk in der Regel mit Genfer Streifen, perlierten Platinen und gebläuten Schrauben finissiert.
Jacques Etoile Gehäuse
Das ständige Streben nach überdurchschnittlicher Verarbeitungsqualität führte zur Zusammenarbeit mit dem Glashütter Gehäusehersteller SUG (Sächsische Uhrentechnologie GmbH). Und weil Jacques Etoile inzwischen dazu übergeht, die Gehäuse aller angebotenen Modelle in dieser Güte zu fertigen, wird ein ganz neues Kapitel in Richtung Spitzenklasse aufgeschlagen.
Ganz im Sinne von Klaus Jakobs Credo: "Ich will nicht der Billigste sein, sondern der Beste!"
Zahlreiche Details tragen zu dem hochwertigen Eindruck bei, den die Uhren hervorrufen. So sind die veredelten Uhrwerke durch Glasböden aus Saphirglas zu bewundern — eine Tatsache, die jedem Uhrenfreund zugute kommt und den besonderen Charakter mechanischer Uhren unterstreicht. Weiter zu nennen wäre der beträchtliche Aufwand, der bei den Uhrenbändern getrieben wird: Hier kommen aufwendige Produkte der Lederbandmanufaktur Graf zum Einsatz, die exklusiv für Jacques Etoile angefertigt werden.
Um noch einmal meine Überlegungen vom Beginn aufzugreifen, die sich darum drehten, inwieweit Uhren mit Herz in unserer heutigen Zeit eine Chance haben: Irgendwo muß die Welt, in der wir leben, doch in Ordnung sein, wenn es solche Uhren gibt und wenn es Menschen gibt, die mit solch einer Herangehensweise Erfolg haben und florieren können, ohne dabei ihre Seele zu verkaufen. Für mich ist wichtig, miterleben zu können, wie jemand auf diese Weise seinen Weg macht. Selbst in einer so durch und durch konservativen Branche wie der Welt der Luxusuhren ist so etwas möglich — selbst angesichts einer Käuferschaft, die zum allergrößten Teil auf Alteingesessenes, Altetabliertes und Altbekanntes zurückgreift, weil sie kein Risiko eingehen will. Und selbst in einer Welt, in der zumeist das Renommé mehr zählt als das tiefergehende Verständnis der Zusammenhänge.
Wenn in einer solchen Welt, bei solch gravierenden Widerständen, dennoch ehrliche Handarbeit und grundsolides Uhrmacherhandwerk zum Zuge kommen können, dann, ja dann, muß noch etwas Gesundes übriggeblieben sein.
"Das ist wichtig", sagte der Straßenkehrer Beppo zu Momo. "Das ist wichtig", sagte er und meinte etwas ganz Einfaches und Alltägliches, das man nur richtig bemerken muß, während man es ohnehin ständig vor Augen hat.
Es muß nichts Bombastisches, nichts schrecklich Neues und Überraschendes sein, was uns ein Gefühl von Wert und Einklang gibt. Das Echte ist da, und vielleicht war es immer schon da, und wir haben es nur nicht mehr bemerkt. Wichtig ist, daß wir es jetzt von neuem zur Kenntnis nehmen, und daß wir es als das schätzen, was es ist. Wer das kann, der wird sich bereichert fühlen durch seine eigene Dankbarkeit.
Nachfolgend finden Sie eine Übersicht über die Grundmodelle von Jacques Etoile; wenn Sie die Links bzw. Bilder anklicken, gelangen Sie zu den Uhrenbeschreibungen. Sämtliche Grundmodelle gibt es in einer Mehrzahl von Zifferblattausführungen und Variationen — was ich hier zur Darstellung ausgewählt habe, stellt also nur Kostproben aus den jeweiligen Modellreihen dar. Bei den runden Lünetten kann zwischen einer gestuften und einer kannellierten Ausführung gewählt werden. Ein Tausch ist jederzeit möglich. Dies gilt nach Absprache auch für diverse Zifferblätter.
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Jacques Etoile Metropolis,
schwarzes Zifferblatt
Jacques Etoile Monaco Grand Guichet,
Chronograph mit Flyback-Funktion und Großdatum
Jacques Etoile Le Mans Cosmopolitain,
Chronograph, Zeigerdatum und 24h-Anzeige
Jacques Etoile Estes Parc 1912 Lunarium,
mit Mondphasenanzeige und Gangreserveanzeige,
Handaufzug, Formwerk
Jacques Etoile Genua schwarz Final Edition,
mit automatischem Aufzug
Jacques Etoile Lissabon Maximus,
Handaufzug
Jacques Etoile Venus Monte Carlo,
Schaltrad-Chronograph mit Venus 175
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