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Uhrenblog

5. Juli 2021

Raketa Klassik (Big Zero) aus Petersburg

Leroy hat sich vor einiger Zeit im Raketa-Store in Moskau das "Einstiegsmodell", die KLASSIK bzw. im Westen BIG ZERO gegönnt. Darauf war er schon seit langem mehr als heiß.

Die sowjetische Uhrenindustrie, einst einer der größten Produzenten der Welt, hat die Quarz-Krise und den Zusammenbruch des Ostblocks nicht überlebt. Die zwei größten Uhrenfabriken Russlands, die 1. (Poljot) und 2. (Slava) Uhrenfabrik in Moskau, sind mittlerweile eingegangen. Man bekommt gebraucht noch hervorragende und extrem günstige Uhren, wenn man sich etwas auskennt. Viele der Uhrwerke sind schlichtweg erstklassig und kaum zu verwüsten. Für die besseren Chronographen, die von Uhrmachern aus Restbeständen gefertigt werden, zahlt man schon bis zu 1000 Euro, Tendenz steigend.

Neulich hatten wir eine kurze Vorstellung einer der Hersteller, die den Zusammenbruch der UdSSR und der daran angeschlossenen Märkte überlebt haben - die Tschistopoler Uhrenfabrik Vostok mit ihren mittlerweile durchaus bekannten Taucher- und Armeeuhren. Unglaublich gute Uhrwerke für wenig Geld, aber dennoch eine ganz andere Liga als das hier:

Heute geht es um den damals dritten großen Player der russischen Uhrenindustrie, die Uhrenfabrik Raketa und jetzige Manufaktur gleichen Namens. Von der Massenproduktion ist eine einzige Fertigungslinie mit alten sowjetischen Maschinen übrig geblieben, wo die besten Uhrmacher der ehemaligen Fabrik in Handarbeit Wunder an Präzision, Schönheit und Genauigkeit vollbringen. Zusätzlich unterhält die Firma eine eigene Uhrmacherschule.

Leroy hat sich vor einiger Zeit im Raketa-Store in Moskau (sonst meines Wissens offline nur in Paris und St. Petersburg erhältlich) das "Einstiegsmodell", die KLASSIK bzw. im Westen BIG ZERO gegönnt. Darauf war er schon seit langem mehr als heiß.

Die Petersburger Manufaktur ist eine von fünf Uhrenherstellern auf der ganzen Welt, die ihre Uhren zu 100% inhouse produzieren, d.h. es wird nichts zugekauft. Kein Uhrwerk, keine Schraube, nichts. Noch nicht einmal die Unruh, das komplizierteste aller Teile in einer mechanischen Uhr. Es wird sogar gemunkelt, dass Raketa schweizer Hersteller mit Teilen beliefert.

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Das Design ist modern, aber gleichzeitig klassisch-zeitlos und angelehnt an die sowjetische BigZero aus den 80er Jahren. Markant ist die Ersetzung der 12 durch eine Null.

Sensationell ist das erste und einzige Automatiklaufwerk, das als Weiterentwicklung alter sowjetischer Werke komplett in der Russischen Föderation entwickelt wurde - Raketa 2615. Das Werk läuft zwar "nur" mit 18.000 Halbschwingungen und hat "nur" eine Gangreserve von 42 Stunden, ist aber dafür derart präzise gearbeitet und eingestellt, dass ich zwei Wochen nach Inbetriebnahme noch nicht einmal eine Sekunde Gangabweichung feststellen kann. Das ist totaler Wahnsinn bei mechanischen Uhrwerken und das schaffen selbst die teuersten Laufwerke von renommierten Schweizer Herstellern wenn überhaupt nur selten!

Das Uhrwerk liegt auf 24 Rubinen, die BIG ZERO ist bis 100 m wasserdicht.

Hier der "Sound" des Laufwerks - unverwechselbar:


Die Verarbeitung ist auf allerhöchstem NIveau. Vorderseite Saphirglas, die Rückseite legt das Uhrwerk offen und ist aus Mineralglas. Da es sich um das Einstiegsmodell handelt, hat sich Raketa hier mit Filigranverarbeitungen des Uhrwerks zurückgehalten.


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Beim Kauf der Uhr erhält man ein Foto des Uhrmachers, der die Uhr final zusammengesetzt und überprüft hat - samt Namen und Dauer der Betriebszugehörigkeit. Außerdem erhält man eine Einladung zu einer Privatführung durch die Manufaktur, so man sich in Sankt-Petersburg aufhält - russisch und englisch möglich.

Die Uhren sind alle nur in minimalen Auflagen erhältlich.

Das Einstiegsmodell Raketa KLASSIK schlägt mit lediglich 750 Euro zu Buche. Ein absoluter Witz im Vergleich zu dem, was für deutsche oder schweizer Fabrikate in der Qualitätsklasse aufgerufen wird. Für limitiertere und seltene Modelle werden dann aber schnell bis zu 3000 Euro fällig.

Deutlich exklusiver und seltener als Topmarke xyz! Außerdem tut man noch ein gutes Werk, indem man Unternehmer in Russland unterstützt, die in den Ruinen der Sowjetunion die Hand aus dem Arsch gezogen haben und mit Kapital und Herzblut Kulturgut retten, Arbeitsplätze schaffen und echte Werte liefern.

Diesen Leuten sollte man ein Denkmal setzen!

Hier noch ein relativ aktuelles Interview mit dem Boss von Raketa:

leroy.linientreu (Christopher Winkler)
Original-Beitrag

Hier weiterlesen → Uhrenblog.

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